Geschichte der Wirtschaft „Lamm“

Frühe Ursprünge und Entwicklung

Die Wirtschaft „Lamm“ in Bissingen an der Teck, gelegen in der Vorderen Straße 16, hat eine lange und wechselvolle Geschichte, die bis ins 17. Jahrhundert zurückreicht. Bereits 1665 bestand an dieser Stelle eine Gastwirtschaft namens „Ochsen“, die später zum „Lamm“ wurde [3]. Damit zählt das Haus zu den ältesten gastronomischen Betrieben des Ortes.

Bedeutung im Ortsleben

Im Laufe der Jahrhunderte war das „Lamm“ ein zentraler Treffpunkt im Dorfleben von Bissingen. Es diente nicht nur als Gasthaus für Einheimische und Reisende, sondern war auch ein Ort für gesellschaftliche Zusammenkünfte und Feste.

Baugeschichte und Besitzerwechsel

Das Gebäude erlebte über die Jahrhunderte mehrere Umbauten und Besitzerwechsel. Nach einem verheerenden Brand im Jahr 1665, der große Teile des Dorfes zerstörte, wurde auch das Gasthaus neu aufgebaut [1] .

Ein Mehrfamilienhaus mit rotem Ziegeldach, weißer Fassade und grünen Fensterläden, umgeben von kleinen Bäumen, auf einer nebligen Straße in einer ruhigen Wohngegend.

Im Jahr 2022 wurde im traditionsreichen Gasthaus Lamm, das auf eine lange Geschichte schwäbischer Gastlichkeit zurückblickt, eine umfassende Sanierung begonnen. Ziel der Modernisierung war es, das historische Gebäude unter denkmalpflegerischen Gesichtspunkten nachhaltig & energetisch auf den neuesten Stand zu bringen und zusätzlich Strukturen für die Gemeinde zu schaffen.

Mit der ökologischen Sanierung verfolgt das Gasthaus Lamm das Ziel, Leerstand zu vermeiden, nachhaltigen Wohnraum zu schaffen und eine zukunftsfähige gastronomische Infrastruktur zu sichern. Die Maßnahmen sind Teil eines umfassenden Konzepts, das sowohl die Bewahrung der Tradition als auch die Anpassung an moderne Anforderungen in den Vordergrund stellt.

Verbindung der Wirtschaft „Lamm“ zu Trudy Ederle

Die Wirtschaft „Lamm“ in Bissingen an der Teck ist eng mit der Familiengeschichte von Gertrude „Trudy“ Ederle, der berühmten Schwimmerin und ersten Frau, die 1926 den Ärmelkanal durchschwamm, verbunden. Trudys Vater, Heinrich (Henry) Ederle, stammte aus Bissingen und war Metzgerssohn im „Lamm“. Im Mai 1892 wanderte er als 16-jähriger Metzgersbub vom „Lamm“ nach New York aus, wo er später eine Familie gründete und zu Wohlstand kam [6].

Im Sommer 1914 besuchte die Familie Ederle die Verwandtschaft in Bissingen. Die damals achtjährige Trudy lernte während dieses Aufenthalts im Bissinger See („Feuersee“ oder „Sai“ genannt) das Schwimmen – ein Schlüsselmoment, der ihr später den Weg zur Weltkarriere ebnete [2]. Die Verbindung zur Wirtschaft „Lamm“ ist damit nicht nur familiär, sondern auch biografisch bedeutsam: Das Gasthaus war das Elternhaus ihres Vaters und Treffpunkt der Familie während der Besuche in der alten Heimat.

Nach ihrem historischen Erfolg 1926 kehrte Trudy Ederle nach Bissingen zurück. Die „Lamm“-Wirtin, ihre Großmutter Margarete Ederle, empfing sie dort zu Ehrenfeiern. Die Berliner Illustrirte Zeitung veröffentlichte ein Foto von Trudy mit ihrer Großmutter vor dem „Lamm“, und im Gasthaus wurde ein Festessen zu Ehren der Schwimmheldin veranstaltet [4]. Die Wirtschaft „Lamm“ war so nicht nur der Ausgangspunkt der Familiengeschichte Ederle, sondern auch Schauplatz der lokalen Würdigung eines internationalen Triumphs.